100 Jahre Luger P 08
Werle Luger Jagdkarabiner Cal. 45 ACP
© Waffen Werle 2016
100 Jahre Luger P08
Ich habe mich in den vergangenen Tagen gefragt: was kann man nach
100 Jahren, die sich exakt am 22.08.2008 seit der Einführung durch
Kaiser Wilhelm abrunden und wir als Jubiläum ansehen, tun, dies zu
honorieren? - Vielleicht auch einmal die technischen Schwierigkeiten
aufzuzeigen, die mit einer "Weiterentwicklung" verbunden sind.
Ich vermisse, dass Georg Luger, John Moses Browning und viele
andere Konstrukteure so gut wie nie zu Wort kommen - welches mich
besonders interessieren würde!
Nicht zu bezweifeln ist, dass die Pistole P 08 bereits im ersten
Weltkrieg als universelle Waffe eingesetzt wurde, dies trotz ihres
geringen Kalibers, zuerst im Kaliber 7,65 Para (.30 Luger) sowie auch
in 9 mm Para (9 mm Luger). Die von Georg Luger bei DWM gefertigten
zwei Prototypen im Kaliber .45 ACP wurden 1907 in den U.S.A.
getestet.
Georg Luger dürfte so einige Probleme bis zu diesem Test
gemeistert haben, die aber niemand als erwähnenswert empfindet.
Da ich mich nun bereits seit mehr als 25 Jahre mit dieser Pistole
befasse, be- merkte ich, dass bei einer Lauflänge von ca. 300mm die
Funktion nicht mehr gewährleistet war, das Kaliber 9 mm Para hat hier
seine Grenze. Der Rückstoßimpuls war zu gering bzw. im Umkehrschluß
die "Laufmasse" zu groß. Der kurze Rücklauf des verriegelten Systems
bis zum Anstoß und dem Öffnen des Kniegelenks bei vorhergehender
"Unterknickung" schluckte, bzw. verbrauchte zu viel Energie! Bei der
von mir relativ einfach, umgebauten Pistole P 08 im Kaliber .45 ACP
war es noch schlimmer und verhielt sich gerade umgekehrt!!
Ich verbrachte Monate auf dem Schießstand Woche für Woche, manchmal
sogar dreimal pro Woche testete ich diese Pistole im Kal. .45 ACP - es
war zum verzweifeln!
Hatte ich mich anfangs auf dem Schießstand
hinter einer Brüstung versteckt um eventuell herumfliegenden Teilen
beim Schuß nicht im Wege zu stehen - verlor ich nach einigen Schuss
vollkommen den Respekt vor dieser Patrone! Es tat sich gar nichts, ich
hatte eine Einzellader - Pistole gebaut....
Der Rückstoßimpuls reicht zu 95% der verwendeten handelsüblichen
Munitionssorten noch nicht einmal für einen richtigen Hülsenauswurf!
Man möge es mir verzeihen doch seit diesen Tagen betrachtete ich die
Patrone .45 ACP mit anderen Augen und war mir gewiss - sie kommt gleich
hinter.... dem "urzeitlichen" Steinwurf.
Nun, die Pistole P 08 braucht bei weitem mehr, nicht unbedingt mehr Power.
Nein ein ausgewogenes Verhältnis von Masse, Energie und vor allem einen
angemessenen Kaliberquerschnitt.
Alle Versuche eine einwandfreie Funktion herbeizuführen schlugen fehl.
Ich verkürzte den Lauf von 150 mm auf 120 mm dann 100 mm, reduzierte
die Laufmasse zusätzlich durch Abdrehen des Laufdurchmessers - es hatte
alles keinen Zweck! Ich umwickelte das Griffstück letztendlich noch step
by step mit einem Kilogramm Lötdraht... welch eine Zeitvergeudung!
Ich hatte genug; bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich fast 2500 Patronen
im Kaliber .45 ACP verschossen, ich hätte sie auch verschenken können
und dabei wahrscheinlich noch ein besseres "Gefühl" empfunden als diesen
fortwährenden "Frust". Jetzt wollte ich es wissen und machte mich daran
gerade bei der vorgegebenen Grenze im 9 mm Bereich von 300 mm
Lauflänge beginnend einen Karabinerlauf im Kaliber .45 ACP herzustellen.
Das Ergebnis: "Freudensprünge" auf dem Schießstand, denn der
Repetiervorgang funktionierte fast zu 80% bei allen 4 Schuss
(Kapazität des Griffstücks) hintereinander mit Magtech SWC 230grs.
später noch besser mit Winchester .45 Auto 185gr. FMJ (empfohlene
Munition von John Vernon Martz).
Der Entriegelungsvorgang des Browningsystem gestaltet sich bei weitem
einfacher und vom Energieverbrauch her wirtschaftlicher - aber alles hat
seinen Preis - eine universelle Waffe wird sich nicht im Nachhinein den
gewollten Anforderungen einer Kommission fügen ..... das Pulver ist
sicherlich auch ein Grund - aber vor allem die Konzeption!
Borchardt, Georg Luger, John Martz und viele mehr sind in einer
Reihe zu benennen die mich inspirierten. Ich glaube, auch ich habe ein
wenig dazu beitragen können 100 Jahre Geschichte abzurunden...